Ende Oktober hat Microsoft mit dem Surface Studio das erste nicht mobile Gerät der Surface-Reihe für den Schreibtisch vorgestellt. Der All-in-One-PC soll besonders Grafiker und andere kreativ Arbeitende überzeugen. Die Redaktion holte die virtuellen Buntstifte hervor, um das Gerät zu testen. Text und Bilder: Coen Kaat
Mit dem Surface Studio hat Microsoft Mitte Juni seine Surface-Produktreihe um ein nennenswertes Gerät erweitert. Im Gegensatz zu den meisten Produkten der Reihe handelt es sich beim Surface Studio nicht um ein mobiles Gerät, sondern um einen All-in-One-PC. Ein etwas seltsam anmutender Schritt im Zeitalter von BYOD und Homeoffice. Doch spricht Microsoft mit dem Gerät auch eine besondere Klientel an: Designer, Architekten und Illustratoren.
Auf den ersten Blick wirkt das Surface Studio daher auch wie Microsofts Antwort auf Apple-Geräte wie den iMac. Ein eleganter 28-Zoll-Bildschirm, die gesamte Rechenleistung ist im Sockel darunter versteckt. Gewiss zielen beide Produkte auf die gleichen Zielgruppen. Nach dem Hands-on-Test wirkte das Surface Studio jedoch eher wie ein Konkurrent für Grafik-Tablets aus dem Hause Wacom und Co.
Plug and Play and Draw
Das Display lädt förmlich zum darauf Malen mit dem mitgelieferten Stift ein. Es erkennt präzise jede Bewegung des Stifts und gibt sie detailgetreu wieder. Der Nutzer kann sich auch mit der Handkante auf dem Bildschirm abstützen. Das Surface Studio erkennt den Unterschied und reagiert nur auf die Eingabe per Stift oder Finger.
Das Video zeigt den vollen Bewegungsumfang des Geräts. Um leichter darauf zu zeichnen, können Nutzer den Bildschirm fast komplett horizontal herunterklappen. Höhe und Neigung lassen sich jedoch nicht unabhängig voneinander einstellen. Schiebt man den Bildschirm nach oben, dreht er sich unweigerlich in die Senkrechte. Schiebt man ihn nach unten, dreht er sich in die Horizontale. Dies mag in den meisten Fällen aufgrund der natürlichen Arbeitshaltung durchaus sinnvoll sein. Dennoch schränkt es auch die Freiheiten des Nutzers ein.
Stabil in jeder Lage
Die Halterung des Displays überzeugt jedoch auf eine andere Art. Der Schirm lässt sich stufenlos verschieben. Viel Kraft benötigt der Nutzer dafür nicht – ein Finger genügt. Trotzdem bleibt das Surface Studio in jeder Konfiguration stabil. Egal ob das Display flach, senkrecht oder irgendwo dazwischen steht, der Nutzer kann in jeder Position problemlos auf dem Gerät arbeiten und dabei auch seine Hand auf dem Display abstützen, ohne dass das Display sich dadurch verschiebt.
Besonders stolz ist der Hersteller auf die Dimensionen des Bildschirms. Dieser ist gerade mal 13 Millimeter dünn. Dadurch wirkt das Gerät zwar äusserst elegant. Schnittstellen sind jedoch keine zu finden. Diese verbaute der Hersteller allesamt im Sockel. Aber auch hier machte es Microsoft den Nutzern nicht leicht, da sich sämtliche Anschlüsse auf der Rückseite befinden. Sogar für das simple Einstecken eines USB-Sticks muss der Nutzer also hinter das Gerät klettern.
Der Bildschirm im 3:2-Format bietet eine enorm hohe Auflösung. 4500 x 3000 Pixel bieten dem Nutzer ein gestochen scharfes und detailreiches Bild, ohne je verpixelt zu wirken. So eignet sich das Gerät auch für sehr feine Zeichnungen und Baupläne.
Dies lädt dazu ein, ganz nah an den Monitor heran zu gehen um auch jedes Detail zu sehen. Der testende Redaktor ertappte sich daher selbst gleich mehrmals dabei, wie er mit der Nase auf dem Display aufschlug um auch wirklich jedes Detail zu sehen.
Einziger echter Nachteil: Das Surface Studio wird mit einer Nvidia Geforce GTX 965M mit 2 Gigabyte oder einer Geforce GTX 980M mit 4 Gigabyte geliefert. Beide Modelle gehören eher zum alten Eisen und nicht zu den Top-Performern im Bereich Grafikkarten.
Potenzial vorhanden – aber wo?
Der Hersteller bietet zudem als optionales Zubehör das Surface Dial an. Dieses wurde wie auch das Studio im Oktober 2016 vorgestellt. Das Dial sei eine gänzlich neue Art von Eingabegerät, versprach Microsoft damals. Konkret handelt es sich dabei um einen runden Knopf, der gedrückt und gedreht werden kann. Drückt der Nutzer darauf, ruft er ein kontextsensitives Menü auf. Indem er daran dreht, bewegt sich der Nutzer innerhalb des Menüs.
So könnten Nutzer mit dem Stift in der einen Hand zeichnen und mit dem Dial in der anderen etwa die Farbe auswählen oder die Härte des virtuellen Bleistifts. Das Prinzip funktioniert auch sehr gut – sofern die Applikation das Eingabegerät unterstützt. Was aktuell nur bei einer kleinen Handvoll der Fall ist. Bei den übrigen Eingabegeräten beschränkt sich die Funktionalität des Dials auf Kommandos wie Scrollen oder die Regulierung der Systemlautstärke. Das Potenzial, ein nützliches Eingabegerät zu werden, ist jedoch gegeben.
Die Frage ist jedoch, ob es sich lohnt, zusätzlich zum ohnehin schon teuren Surface Studio auch noch ein weiteres Eingabegerät für knapp 120 Franken zu kaufen. Die Redaktion testete die Studio-Ausführung mit einem Speichervolumen von 2 Terabyte, einem Intel Core i7-Prozessor der 6. Generation und 32 Gigabyte RAM Arbeitsspeicher. Dabei handelt es sich um die teuerste aktuell verfügbare Konfiguration. Wie viel die unterschiedlichen Ausführungen kosten und welche Leistung man dafür erhält, zeigt die folgende Infografik.
Nicht an den Preis gebunden sind Bildschirmgrösse, Betriebssystem und Zubehör. Alle drei Ausführungen laufen nach Herstellerangaben mit Windows 10 Pro und verfügen über eine Bildschirmdiagonale von 28 Zoll. Ferner ist jeweils ein Surface Stift, eine Tastatur und eine Maus im Lieferumfang enthalten. Das Surface Dial ist separat erhältlich.
Fazit: Mit dem Surface Studio hat Microsoft Mitte Juni seine Surface-Reihe sinnvoll ergänzt. Statt eines mobilen Bürogeräts richtet sich das Studio eher an grafisch Arbeitende, wie etwa Designer, Architekten oder Illustratoren. Der mühelos verstellbare Bildschirm lädt mit seiner hohen Auflösung zum Drauflosmalen ein. Die präzise Erkennung des Stifts sorgt für eine saubere Darstellung. Schade ist jedoch, dass der Hersteller ältere Grafikkarten mit geringerer Leistung verbaute und das Gerät mit einem sehr hohen Preisschild versah.