Vom Monitor auf die Leinwand

von Coen Kaat

Vom Monitor auf die Leinwand

Vom Monitor auf die Leinwand

Coen Kaat
Fotos: Concorde Home Entertainment; Sony Pictures Releasing GmbH; Universal Pictures International Switzerland; Constantin Film; Twentieth Century Fox Film Corporation
5. Mai 2016
Das Spiel mit den Game-Adaptionen

Dieses Jahr kommen vier Filme in die Kinos, die auf Videospielen basieren. Das Sujet scheint in Hollywood und an den Kinokassen gut anzukommen. Das sah früher anders aus. Die meisten Leinwand-Adaptionen von Games sind finanzielle Misserfolge. Und dennoch kommt Hollywood immer wieder darauf zurück.

Auf der Suche nach Material für Filme ist Hollywood bereits vor Jahren auf Videospiele aufmerksam geworden. Die ersten Gehversuche standen allerdings auf sehr wackligen Beinen. 1993 wurde das populäre Jump-and-Run-Spiel Super Mario verfilmt.

Der Erfolg hielt sich in Grenzen. An den amerikanischen Kinokassen nahm der Film gemäss Box Office Mojo knapp 21 Millionen US-Dollar ein – das Budget war mehr als doppelt so hoch. Zudem lässt sich darüber streiten, inwiefern der Film wirklich einen Zusammenhang mit der Vorlage hat.

Und trotzdem: Die Super-Mario-Adaption löste einen Trend aus. Bereits in den folgenden zwei Jahren kamen mit «Street Fighter» und «Mortal Kombat» die Verfilmungen der gleichnamigen Prügelspiele in die Kinos. Seither erschien in fast jedem Jahr mindestens ein Film in den Kinos, der auf einem Videospiel basiert.

Ein Spiel der Zahlen

Einige Videospielverfilmungen brachten ihren Filmstudios zwar durchaus finanzielle Erfolge. «Mortal Kombat» etwa spielte an den Kinokassen weltweit über 122 Millionen Dollar ein. «Lara Croft: Tomb Raider» und «Prince of Persia» gehören zu den finanziell erfolgreichsten Filmen in der Kategorie. Die weltweiten Einnahmen betrugen fast 275 Millionen beziehungsweise 336 Millionen Dollar. Damit gehören sie zwar noch nicht zu den 100 erfolgreichsten Filmen aller Zeiten. Einen ordentlichen Gewinn in etwa der Höhe des ursprünglichen Budgets generierten sie trotzdem.

Infogram

Mittelmass heisst das Ziel

Das sind aber die Ausnahmen. Dem gegenüber stehen Filme wie «Bloodrayne». Bei einem Budget von 25 Millionen nahm der Film lediglich 3 Millionen Dollar ein. In den meisten Fällen decken sich aber in etwa Budget und Einspielergebnis.

Regisseur Uwe Boll machte damit sogar Karriere. Gleich eine ganze Reihe von Kinofilmadaptionen entstanden unter seiner Regie: unter anderem «House of the Dead», «Far Cry» und «Postal». Diese Filme sorgten zwar nur für geringe Erfolge an den Kinokassen. Da die Budgets aber tief waren, blieb unterm Strich dennoch jeweils ein kleiner Gewinn für die Studios.

Obwohl in dem Genre die Chancen auf das grosse Geld gering zu sein scheinen, erhöht sich die Frequenz, mit der Videospiele den Schritt ins Kino wagen. Für 2016 wurden bereits vier Verfilmungen angekündigt. Im April erschien «Ratchet & Clank». Zum Jahresende dürfen sich die Kinogänger auf «Assassin’s Creed» freuen. Die Adaptionen von «Angry Birds» und «Warcraft» laufen jetzt in den Kinos.

Ein Blick zurück erklärt das Interesse der Filmemacher. «Warcraft» etwa ist bereits seit über 20 Jahren auf PCs präsent. Die Videospielreihe feierte 1994 ihr Debüt mit dem gleichnamigen Strategiespiel. Es folgten zwei weitere Strategiespiele und 2004 dann der ganz grosse Wurf: «World of Warcraft».

Dabei handelt es sich um ein sogenanntes MMORPG – ein Massively Multiplayer Online Role-Playing Game – beziehungsweise ein Rollenspiel, das viele Gamer zusammen über das Internet spielen. «World of Warcraft» trägt die Bezeichnung «Massively» zurecht. Ende 2014 hatte das Spiel gemäss Entwickler Blizzard mehr als zehn Millionen aktive Nutzer!

Das Publikum wartet schon

Die Zahlen schwanden 2015 zwar. Vor einem halben Jahr verkündete der Entwickler noch 5,5 Millionen aktive Spieler. Damit gehörte «World of Warcraft» aber noch immer zu den Top 3 unter den MMORPGs. Auch wenn Entwickler Blizzard seither keine Nutzerzahlen mehr nennen will. Den Titel als Platzhirsch macht dem Spiel so schnell keiner streitig.

An diese bestehende Franchise wollen die Filmemacher nun anknüpfen. So braucht «War- craft» sein Publikum nicht erst zu suchen – im Gegensatz zu einem neuen Film mit einer neuen Geschichte. «Warcraft» baute sich sein Kinopublikum schon seit mehr als zwei Jahrzehnten auf. Denn auch diejenigen, die nicht mehr aktiv spielen, dürften sich für den Film interessieren, um wieder in die Welt der Orcs und Menschen abzutauchen.

Bei «Angry Birds» sieht die Lage ähnlich aus. Im Gegensatz zur storylastigen Welt von «Warcraft» scheint die Idee, ein Smartphone- Spiel zu verfilmen, nicht unbedingt naheliegend. Aber: An seinem Zenit im Dezember 2012 hatte das Spiel gemäss Entwicklerstudio Rovio 263 Millionen aktive Gamer. Zwar spielt die Franchisenbindung hier in einer ganz anderen Liga. Aufgrund des tieferen Kaufpreises liegt die Einstiegshürde hier viel niedriger. Mit ehemals 263 Millionen Nutzern ist das Potenzial für einen Film dennoch offensichtlich. Oder zumindest die Motivation der Filmemacher.

Die nächste grosse Game-Franchise steht auch schon in den Startlöchern: «Assassin’s Creed» kommt im Dezember. Im nächsten Jahr erscheinen «Uncharted» und die neueste Folge der «Resident Evil»-Reihe.

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